Aktuelles und Interessantes zur Abwasserbeseitigung!

Keine kleine, aber die richtige Investition in Richtung Zukunft – die neue Klärschlammtrocknung.

Von Anfang an hatte sich das Abwasserwerk auf die Fahne geschrieben, bei der notwendigen Erneuerung der Klärschlammentwässerung einen Weg einzuschlagen, der allen aktuellen Aspekten und zukünftigen Anforderungen Rechnung trägt. Nach einer Testphase wird nun die neu gebaute Klärschlammtrocknung in den Regelbetrieb gehen. Verbesserungen gegenüber dem alten Verfahren sind in vielerlei Hinsicht erkennbar. Neben dem ökologischen ist auch ein positiver Impuls in Hinblick auf die Betriebskosten deutlich erkennbar. Der Klärschlamm durchläuft jetzt verschiedene Stufen, sodass am Ende des Trocknungsprozesses das Volumen deutlich verringert ist. Wurde noch im alten Verfahren eine Restfeuchte von 70% erreicht sind es jetzt nur noch ca. 30%. Mit dieser geringen Restfeuchte ist das Endmaterial (getrockneter Klärschlamm) ein CO2-neutraler Ersatzbrennstoff und kann z.B. in Kraftwerken eingesetzt werden.

Die erste Stufe im neuen Prozess ist eine Winkelpresse. Hier wird dem Klärschlamm mechanisch Wasser entzogen. Nach dieser Pressung wird der entwässerte Schlamm in einen sogenannten Schubbodencontainer befördert. Dieser dient quasi als Zwischenspeicher um die nachgeschaltete Trocknung kontinuierlich mit Material zu versorgen. Das Blockheizkraftwerk auf dem Klärwerksgelände produziert Abwärme, die jetzt für die Trocknung genutzt werden kann. Ökologisch und ökonomisch ein äußerst sinnvoller Einsatz. Das getrocknete Material wird nach dem Trocknungsprozess automatisch auf LKW für den Abtransport befördert. Gegenüber dem alten Verfahren werden aufgrund der Volumenreduzierung die LKW Transporte für den Abtransport deutlich reduziert. Die bei der Trocknung entstehende Abluft wird nun in einem zweistufigen Prozess gereinigt. Zunächst wird in einem sogenannten Abluftwäscher der in der Abluft enthaltene Ammoniak chemisch ausgewaschen. Danach wird die Abluft durch einen Biofilter geleitet und kann über einen Kamin, für die Nase neutralisiert, in die Umwelt entlassen werden.

Vom Kanalnetz in die Kläranlage

Schmutzwasser fließt aus vielen Haushalten, Gewerbe- und Industriebetrieben zur zentralen Kläranlage in Goxel – und das auf unterschiedlichen Wegen. Das Abwasser wird entweder über Druckrohrleitungen oder Freigefällekanäle transportiert. Freigefällekanäle nutzen dabei natürliche Höhenunterschiede im Gelände, das Abwasser fließt quasi durch die Rohre von selbst weiter. Wird neben dem Schmutzwasser zugleich auch Regenwasser in einem Rohr abgeleitet, so spricht man von einem Mischsystem. Das Coesfelder Mischkanalnetz ist etwa 120 km lang und ist vorrangig in älteren Stadtbereichen anzutreffen. Mehr und mehr an Bedeutung gewinnt das Trennsystem: Mittlerweile gibt es in Coesfeld für das Schmutz- und für das Regenwasser rd. 45 Kilometer Regenwasserkanäle und 55 km Schmutzwasserkanäle lange separate Netze. Muss eine Leitung größere Distanzen überwinden, kommen unsere 28 Pumpwerke und rd. 61 km Druckrohrleitung zum Einsatz. Jährlich werden über diese Transportwege rund 6 Millionen Kubikmeter Abwasser in unsere Kläranlage eingeleitet.
Während das Schmutzwasser zum Klärwerk geführt wird, münden die Kanäle für das Regenwasser an 54 öffentlichen Stellen in Coesfelds Bäche oder Versickerungsbecken in das Grundwasser. Für den nachhaltigen Umgang mit dem Regenwasser und zum Schutz der Umwelt werden 7 Regenklärbecken und 22 Regenrückhaltebecken betrieben. Diese verfügen über ein Fassungsvolumen von über 50.000 m³.

Alles unter Kontrolle

Es müssen strenge Grenzwerte eingehalten werden, bevor gereinigtes Wasser zurück in die Natur, in diesem Fall, in die Berkel gegeben werden darf. Damit das gelingt, arbeitet ein Team von Abwassertechnikern sehr gewissenhaft: kontrollieren, überwachen und steuern die Betriebsabläufe der Kläranlage, der Pumpen und der Becken.
Im Labor werden kontinuierlich Proben des gereinigten Abwassers untersucht. Die zuständige Aufsichtsbehörde (Bezirksregierung Münster) beauftragt zusätzlich in regelmäßigen Abständen Überprüfungen durch unabhängige Institute. Und das Ergebnis gibt dem Arbeitsaufwand Recht. Die jährliche Abwasseranalyse zeigt die hervorragende Reinigungsleistung der. So können die Bürger sicher sein, dass nur kontrolliertes, sorgsam gereinigtes Wasser in den natürlichen Wasserkreislauf zurückgegeben wird.

So funktioniert die Kläranlage!

1. Die Mechanische Reinigung

Das Abwasser fließt durch eine Rechenanlage. Hierbei werden grobe Bestandteile aus dem Abwasser entfernt, z.B. Hygieneartikel, Fäkalien oder Lebensmittelreste. Diese Stoffe werden mit einer Waschpresse ausgewaschen und verdichtet. So lassen sich ihr Gewicht und Volumen reduzieren und können gut in Containern gesammelt werden.
Im zweiten Schritt wird Sand und Fett abgefangen. Durch eine Verringerung der Fließgeschwindigkeit und der Zugabe von Sauerstoff sinkt der Sand zu Boden. Wichtig ist, den Sand und das Wasser anschließend zu trennen. Denn dieser Arbeitsschritt sorgt dafür, dass z.B. Pumpen langsamer verschleißen. Die zusammengepressten Grobstoffe und der entfernte Sand werden entsorgt.
Danach gelangt das Abwasser ins Vorklärbecken. Hier fließt das Abwasser langsamer, damit sich ungelöste Inhaltsstoffe und organische Anteile absetzen oder aufschwimmen. Der am Boden abgesetzte Schlamm wird regelmäßig abgezogen und weiterverarbeitet. Bis hierher sind bereits ca. 30% der ungelösten Stoffe im Abwasser entfernt.
Das Abwasser eines nahegelegen Schlachtbetriebes erfährt eine besondere Behandlung. Nach einer mechanischen Vorreinigung auf dem Schlachthof wird das Abwasser über eine Druckrohrleitung zur Kläranlage geleitet. In einer Druckentspannungsflotationsanlage werden vom organisch hoch belasteten Abwasser leichte Inhaltsstoffe in Form von Flotat (Schwimmschlamm) abgetrennt, bevor das Schlachthofabwasser den weiteren Klärungsprozess durchläuft.

2. Die biologische Reinigung

Bei der biologischen Reinigung sind natürlich gebildete Mikroorganismen die wichtigen Helfer: u.a. die Glockentierchen (lat.: Charchesium). Diese bilden Kolonien und ernähren sich im Belebtschlamm von organischen Bestandteilen des Schmutzwassers und tragen somit auf biologische Weise zur Reinigung des Schmutzwassers bei. Ihre Aufgabe ist es, u.a. die Stoffe Ammonium, Nitrit und Nitrat aus dem Abwasser weitgehend zu entfernen, um unsere Gewässer zu schützen. Für ihren Stoffwechsel brauchen sie zugeführten Sauerstoff.

3. Die chemische Reinigung

Im Abwasser ist nun als wesentlicher Schmutzstoff nur noch Phosphat übrig. Bei der chemischen Reinigung wird dieses Phosphat durch fällende Metallsalze entfernt. Dadurch bleibt ein phosphathaltiger Klärschlamm übrig, der sich ganz einfach vom Abwasser trennen lässt. Das in den vorgenannten drei Stufen gereinigte Abwasser wird vor der Einleitung in die Berkel in einem Nachklärbecken und Sandfilteranlage letztmalig gereinigt.

4. Schlammbehandlung / Schlammverwertung

Das Material, der Klärschlamm, der bei der Abwasserreinigung anfällt, wird aufbereitet. Auch hier kommen wieder Mikroorganismen zum Einsatz. Diese wandeln den organischen Anteil des Schlamms in den Faultürmen in Faulgas um, das anschließend mit Hilfe zweier Blockheizkraftwerke in Strom und Wärme umgewandelt wird. Der Klärschlamm wird danach entwässert. Dieses geschieht in einer sogenannten Winkelpresse. Der Klärschlamm hat nach der Entwässerung noch einen Wasseranteil von 75%. Danach wird das Material in einen Schlammbunker befördert. Dieser dient als Puffer und Vorratsbehältnis für die Schlammtrocknung. In der Schlammtrocknung wird die Abwärme des Blockheizkraftwerks der Kläranlage genutzt, um den Wasseranteil des Klärschlamms auf ca. 30% zu reduzieren. Der getrocknete Klärschlamm wird automatisch auf einen LKW zum Abtransport geladen. Der getrocknete Klärschlamm kann jetzt als Ersatzbrennstoff genutzt werden. Die entstehende Abluft bei der Klärschlammtrocknung wird in einem zweistufigen Prozess gereinigt. Zunächst in einem sogenannten Wäscher, danach wird die Abluft durch einen Biofilter geleitet und über einen Kamin in die Umwelt entlassen.

Als Abteilungsleiter für den Betrieb
sorgt Herr Hermann Schulze Bröring mit seiner Mannschaft für
einen reibungslosen Betrieb der Kläranlage in Coesfeld-Goxel.