Als Abteilungsleiter für den Betrieb
sorgt Herr Hermann Schulze Bröring mit seiner Mannschaft für
einen reibungslosen Betrieb der Kläranlage in Coesfeld-Goxel.

Vom Kanalnetz in die Kläranlage
Schmutzwasser fließt aus vielen Haushalten, Gewerbe- und Industriebetrieben zur zentralen Kläranlage in Goxel – und das auf unterschiedlichen Wegen. Das Abwasser wird entweder über Druckrohrleitungen oder Freigefällekanäle transportiert. Freigefällekanäle nutzen dabei natürliche Höhenunterschiede im Gelände, das Abwasser fließt quasi durch die Rohre von selbst weiter. Wird neben dem Schmutzwasser zugleich auch Regenwasser in einem Rohr abgeleitet, so spricht man von einem Mischsystem. Das Coesfelder Mischkanalnetz ist etwa 120 km lang und ist vorrangig in älteren Stadtbereichen anzutreffen. Mehr und mehr an Bedeutung gewinnt das Trennsystem: Mittlerweile gibt es in Coesfeld für das Schmutz- und für das Regenwasser rd. 45 Kilometer Regenwasserkanäle und 55 km Schmutzwasserkanäle lange separate Netze. Muss eine Leitung größere Distanzen überwinden, kommen unsere 28 Pumpwerke und rd. 61 km Druckrohrleitung zum Einsatz. Jährlich werden über diese Transportwege rund 6 Millionen Kubikmeter Abwasser in unsere Kläranlage eingeleitet.
Während das Schmutzwasser zum Klärwerk geführt wird, münden die Kanäle für das Regenwasser an 54 öffentlichen Stellen in Coesfelds Bäche oder Versickerungsbecken in das Grundwasser. Für den nachhaltigen Umgang mit dem Regenwasser und zum Schutz der Umwelt werden 7 Regenklärbecken und 22 Regenrückhaltebecken betrieben. Diese verfügen über ein Fassungsvolumen von über 50.000 m³.

Alles unter Kontrolle
Es müssen strenge Grenzwerte eingehalten werden, bevor gereinigtes Wasser zurück in die Natur, in diesem Fall, in die Berkel gegeben werden darf. Damit das gelingt, arbeitet ein Team von Abwassertechnikern sehr gewissenhaft: kontrollieren, überwachen und steuern die Betriebsabläufe der Kläranlage, der Pumpen und der Becken.
Im Labor werden kontinuierlich Proben des gereinigten Abwassers untersucht. Die zuständige Aufsichtsbehörde (Bezirksregierung Münster) beauftragt zusätzlich in regelmäßigen Abständen Überprüfungen durch unabhängige Institute. Und das Ergebnis gibt dem Arbeitsaufwand Recht. Die jährliche Abwasseranalyse zeigt die hervorragende Reinigungsleistung der. So können die Bürger sicher sein, dass nur kontrolliertes, sorgsam gereinigtes Wasser in den natürlichen Wasserkreislauf zurückgegeben wird.

So funktioniert die Kläranlage!
Das Abwasser fließt durch eine Rechenanlage. Hierbei werden grobe Bestandteile aus dem Abwasser entfernt, z.B. Hygieneartikel, Fäkalien oder Lebensmittelreste. Diese Stoffe werden mit einer Waschpresse ausgewaschen und verdichtet. So lassen sich ihr Gewicht und Volumen reduzieren und können gut in Containern gesammelt werden.
Im zweiten Schritt wird Sand und Fett abgefangen. Durch eine Verringerung der Fließgeschwindigkeit und der Zugabe von Sauerstoff sinkt der Sand zu Boden. Wichtig ist, den Sand und das Wasser anschließend zu trennen. Denn dieser Arbeitsschritt sorgt dafür, dass z.B. Pumpen langsamer verschleißen. Die zusammengepressten Grobstoffe und der entfernte Sand werden entsorgt.
Danach gelangt das Abwasser ins Vorklärbecken. Hier fließt das Abwasser langsamer, damit sich ungelöste Inhaltsstoffe und organische Anteile absetzen oder aufschwimmen. Der am Boden abgesetzte Schlamm wird regelmäßig abgezogen und weiterverarbeitet. Bis hierher sind bereits ca. 30% der ungelösten Stoffe im Abwasser entfernt.
Das Abwasser eines nahegelegen Schlachtbetriebes erfährt eine besondere Behandlung. Nach einer mechanischen Vorreinigung auf dem Schlachthof wird das Abwasser über eine Druckrohrleitung zur Kläranlage geleitet. In einer Druckentspannungsflotationsanlage werden vom organisch hoch belasteten Abwasser leichte Inhaltsstoffe in Form von Flotat (Schwimmschlamm) abgetrennt, bevor das Schlachthofabwasser den weiteren Klärungsprozess durchläuft.
Bei der biologischen Reinigung sind natürlich gebildete Mikroorganismen die wichtigen Helfer: u.a. die Glockentierchen (lat.: Charchesium). Diese bilden Kolonien und ernähren sich im Belebtschlamm von organischen Bestandteilen des Schmutzwassers und tragen somit auf biologische Weise zur Reinigung des Schmutzwassers bei. Ihre Aufgabe ist es, u.a. die Stoffe Ammonium, Nitrit und Nitrat aus dem Abwasser weitgehend zu entfernen, um unsere Gewässer zu schützen. Für ihren Stoffwechsel brauchen sie zugeführten Sauerstoff.
Im Abwasser ist nun als wesentlicher Schmutzstoff nur noch Phosphat übrig. Bei der chemischen Reinigung wird dieses Phosphat durch fällende Metallsalze entfernt. Dadurch bleibt ein phosphathaltiger Klärschlamm übrig, der sich ganz einfach vom Abwasser trennen lässt. Das in den vorgenannten drei Stufen gereinigte Abwasser wird vor der Einleitung in die Berkel in einem Nachklärbecken und Sandfilteranlage letztmalig gereinigt.
Das Material, dass bei der Abwasserreinigung übrig bleibt, wird aufbereitet. Auch hier kommen wieder Mikroorganismen zum Einsatz. Diese wandeln den organischen Anteil des Schlamms in den Faultürmen in Faulgas um, das anschließend mit Hilfe zweier Blockheizkraftwerke in Strom und Wärme umgewandelt wird. Damit der Klärschlamm transportfähig ist, muss dieser zunächst entwässert werden. In Coesfeld geschieht dies derzeit noch in einer sog. Kammerfilterpresse. Das Volumen verringert sich und somit werden die Kosten für den Transport und Verwertung minimiert. Dennoch besteht der getrocknete Klärschlamm noch zu zirka 70 Prozent aus Wasser, der Rest ist so genannte Trockensubstanz. Der entwässerte Schlamm Coesfelds verfügt über einen hohen Kalkgehalt und ist daher derzeit ein guter Dünger für die Landwirtschaft.
Die Bundesregierung hat die Klärschlammverordnung Ende 2017 novelliert. Kernanliegen ist hier das Recycling von Wertstoffen aus kommunalen. Dabei soll vor allem Phosphor zurückgewonnen werden, der für Düngemittel verwendet werden kann. Langfristig wird soh zur Versorgungssicherheit mit dem Rohstoff Phosphor beigetragen.
Mit der Novellierung der Klärschlammverordnung darf Klärschlamm maximal bis 2029, unter verschärften Anforderungen, zur Düngung auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht werden.
Um für die Zukunft gerüstet zu sein, wird auf der Kläranlage Coesfeld in 2021 eine neue Entwässerung und nachgeschaltete Trocknungsanlage errichtet. Die auf der Kläranlage produzierte Energie wird gezielt genutzt das Klärschlammvolumen und somit den Transportaufwand zu reduzieren. Die verbleibende Schlammmenge wird dann zukünftig in Verbrennungsanlagen verwertet, so dass der in der Asche angereicherte Phosphor gezielt in der landwirtschaftlichen Düngung eingesetzt werden kann.

